Eberlin von Günzburg und die Anfänge der Reformation in Leutershausen

Als letzter katholischer Dekan von Leutershausen (1508- 1531) darf Magister Konrad Behringer gelten. Rechtmäßiger Pfarrherr der reich dotierten Leutershäuser Pfarrstelle war eigentlich Dietrich von Thüngen. Der aber lebte in Würzburg und ließ sich von Behringer gegen eine geringe Aufwandsentschädigung auf der Stelle in Leutershausen vertreten. Den größten Teil der Pfründe behielt Dietrich für sich.

Damals war das nicht unüblich. Behringer selbst ließ sich in seiner Geslauer Pfarrei durch Kaplan Jobst Meder vertreten.

Der alte Magister Behringer war kein Freund der Reformation. Schon mit den ersten Beschlüssen des Landtags in diese Richtung kündigte er Domherrn Dietrich von Thüngen. Wie es scheint, störte sich Behringer vor allem an der Bestimmung, dass die Geistlichen keine Geliebten (Konkubinen) mehr haben sollten. Der Domherr schickte darauf einen neuen Kaplan. Die markgräfliche Regierung verweigerte aber die Besetzung der Stelle mit einem katholischen Nachfolger.

Damit die Stelle nicht für längere Zeit unbesetzt bleiben musste, einigte man sich mit Behringer, erhöhte seine Einkünfte und machte weitere Zugeständnisse, was seine Magd anging.

1529 wurde Johannes Nagel als Prediger der Engelmesse eingesetzt. Gemeinsam mit Magister Friedrich Engerer in Leutershausen hatte er sich bereits der evangelischen Lehre zugewandt. Schon bald forderte man von Ansbach her Behringer auf, in Richtung eigener Pfarrstelle nach Geslau abzuziehen. Nagel hatte die erste markgräfliche Kirchenvisitation mit „gut“ bestanden. Behringer wurde, obwohl von Nagel in der Bibel unterwiesen, als „schlecht“ befunden. Johannes Nagel sollte an seiner Stelle Pfarrer werden.

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Am 18. Oktober 1530 erschien der neue Pfarrverweser Johannes Eberlin von Günzburg in Leutershausen. Er hatte zuvor in der Grafschaft Wertheim die Reformation eingeführt und war als Verfasser verschiedener Flugschriften einer der bedeutenden Volksschriftsteller seiner Zeit.

Geprägt ist er von seiner wissenschaftlichen Bildung an den Universitäten Ingolstadt, Basel und Freiburg, zugleich aber auch vom Bruch mit dem Franziskanerorden. Als reformwilliger Bruder wird er hinausgeworfen,

weil er seine Überzeugungen nicht verbergen kann. Durch den oberdeutschen Humanismus findet er zur Reformation. Nachdem er Ulm verlassen muss, schließt er sich den radikalen Reformbestrebun- gen Karlstadts an.

Der Begegnung mit Luther und seinem Beispiel ist es zu verdanken, dass Eberlin eine gemäßigte Haltung annimmt.

Luthers Schriften werden zur Quelle seiner Flugblätter und er damit zum Verbreiter von Luthers Gedanken. Das tut er

Karte Dekanat Leutershausen aus 1580. Zu der Zeit ist Lehrberg Sitz des Dekanats

auch als namhafter Wanderprediger, der weite Wege geht und dem es gelingt, dem Volk im Land Luthers Lehre nahezubringen.

Als Prediger in Erfurt lässt er sich 1525 im Bauernkrieg nicht vor den radikalen Karren der Aufständischen spannen und verliert so seine Predigtstelle. Nach den Aufständen aber kann er zwischen den Parteien vermitteln.

Alt ist Eberlin geworden und gebrechlich, als er mit seiner Frau Martha von Aurach und seinen vier Kindern nach Ansbach und schließlich nach Leutershausen kommt. Der Markgraf sieht in ihm einen willkommenen und geschätzten Mitarbeiter an der Kirchenordnung.

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Dekan Rainer Horn