Gedanken zum neuen Kronleuchter

3 Jahre - seit der Kirchenrenovierung - war der Platz in der Mitte der Geslauer Kirche verwaist. Jetzt ist er endlich wieder gefüllt - mit unserem neuen Kronleuchter!

Es war gar nicht so leicht, den passenden Leuchter für unsere Kirche zu finden. Verschiedene Leuchter "von der Stange" hat sich der Kirchenvorstand angeschaut.

Keiner davon hat überzeugt. Also machten wir uns selbst ans Werk - Kirchenvorstand und Lampendesigner Eduard Rüdel entwarfen den Geslauer Leuchter. Am Dienstag vor Ostern wurde er installiert. Einige Impressionen davon sind auf dem "Video" zu sehen. Ein echtes Unikat strahlt von nun an in unserer Kirche!

Dabei ist so ein Kronleuchter mehr als nur ein Beleuchtungsmittel. Er ist etwas anderes als eine Schreibtischlampe oder die Deckenlampe überm Esstisch. Er hat eine andere Funktion als ein Strahler in der Werkstatt oder ein Scheinwerfer am Auto.

Das zeigt schon der Name: „Kronleuchter“. Mit diesem Namen wird zuerst einmal die Form des Leuchters beschrieben: ein breiter goldener Reifen, - wie früher die Kronen von Herrschern und Königen aussahen.

Allerdings sollten mit dem Kronleuchter in den Kirchen nicht die Kaiser, Könige und Fürsten geehrt werden, sondern es sollte symbolisch auf das Haupt der Gemeinde hingewiesen werden: Jesus Christus. Er ist der in alle Ewigkeit gekrönte Herr. So beschreibt ihn das Buch der Offenbarung.

Aus der Dornenkrone vom Karfreitag ist ein Ehrenzeichen geworden. Das Zeichen für den Sieg des Lebens über den Tod.

Als Christen haben wir Anteil an diesem Sieg. Deswegen wird die Ehrenkrone jedem Christen verheißen.

Und deswegen hängt der Kronleuchter auch in der Mitte der Gemeinde.

Jeder kann sich darunter stellen und sinnbildlich krönen lassen mit der Krone des Lebens, der Krone der Gerechtigkeit.

Im Blick auf die Gemeinde bekommt die Krone aber noch eine weitere Bedeutung.

In manchen Gesangbuchliedern wird mit Krone die Versammlung der Christen bezeichnet.

Die Krone ist also ein Symbol für eine Gemeinschaft, die zusammenhält und miteinander verbunden ist. So wie in einem Kreis, in dem man keinen Anfang und kein Ende mehr ausmachen kann.

Diese biblisch-christliche Symbolsprache verdichtet sich in einem Kronleuchter. Er ist deshalb mehr als nur ein Schmuckstück; mehr als nur ein ästehtisches i-Tüpfelchen in unserem Kirchenraum. Vor allem dann, wenn man die spezielle Symbolsprache unseres Leuchters noch etwas näher betrachtet:

Die Innenseite unseres Kronleuchters wie ein Kreis gerundet.

Damit wir an die Gemeinschaft denken, zu der uns Christus verbindet. Was der Leuchter vorgibt, bilden wir sichtbar nach, wenn wir uns zum Abendmahl am Altar versammeln. Der Halbkreis, den wir da bilden, wird zum Kreis geschlossen durch Kreuz und Altar.

Neben dem Kreis zeigt der Kronleuchter noch die Form des Achtecks. Damit nimmt der Leuchter zwei Elemente auf, die in unserer Kirche immer wieder auftauchen:

- den Kreis finden wir in den Säulen, den 9 runden Fenstern unserer Kirche und im Taufsteinbecken.

- und eben das Oktogon, das Achteck: das finden wir ganz oben auf dem Kirchturm, dann zur Hälfte angedeutet in der Orgelempore und der Kanzel und zuletzt wieder im Taufstein.

Oktogon – achteckig - die Zahl 8 ist eine besondere Zahl: sie steht für Vollendung und Vollkommenheit.

In 7 Tagen wurde die Welt erschaffen. Der erste Ostermorgen steht für den achten Schöpfungstag, an dem sie vollendet wurde: als am Ostermorgen Christus den Tod überwunden hat. Seitdem herrscht eben nicht mehr die Endlichkeit, sondern die Ewigkeit. Seitdem sind Himmel und Erde miteinander verbunden.

An diese vollkommene Verbindung erinnern die 8 Lichter des Kronleuchters. Sie leuchten sowohl nach oben Richtung Himmel als auch nach unten Richtung Erde.

Fast scheint es so, als ob der Leuchter zwischen Himmel und Erde schweben würde – doch war das leider technisch nicht machbar.

Doch wenn ich die Aufhängung des Leuchters genauer betrachte, steckt auch da eine Menge Symbolik drin:

Die vier Halteseile, die den äußeren Reif am Knotenpunkt befestigen, könnten sie nicht für die vier Evangelisten stehen, die uns vom Knotenpunkt unseres Glaubens erzählen und die in ihren Erzählungen die Botschaft Jesu zum Leuchten bringen?

Vom Knotenpunkt wiederum führen drei Seile nach oben – könnten sie nicht Zeichen sein für den dreieinigen Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist?

Durch eines dieser Seile fließt Strom – wie ein Sinnbild für den Heiligen Geist, der unsere Kraftquelle sein kann, der uns mit der nötigen Energie versorgt, damit auch wir den Glauben in unserem Leben und in unserer Welt zum Leuchten bringen.

Ganz oben, hinter der Deckenscheibe, die fast wirkt wie eine kleine Sonne, wird - für uns unsichtbar - alles gehalten von einem starken Band – Sinnbild für den einen Gott, der unser Leben hält und trägt? So wie es in einem alten Kirchenlied heißt: „Einer ist’s an dem wir hangen!“

Eine Menge Symbolsprache zeichnet diesen Kronleuchter mit seiner modernen, zeitgemäßen Form aus.

Wir haben uns für diese moderne Form entschieden, weil wir der Überzeugung sind, dass jede Zeit ihre eigene Spuren in der Kirche hinterlassen darf – so auch wir als Menschen des 21. Jahrhunderts.

Wir sind aufgerufen, die Botschaft unseres Glaubens in heutiger Sprache weitersagen – auch dafür steht der neue Leuchter in seiner Form und mit seiner technischen Ausführung.

Und ich bin mir sicher, jeder kann sich so von ihm angesprochen fühlen und noch etwas ganz Eigenes für sich in diesem neuen Schmuckstück entdecken:

vielleicht in dem Gold, das den feinen Goldstrich an Empore und Altar wieder aufnimmt; oder in dem Weiß der Lampengläser, das weiß leuchtet wie die Paramente am Ostersonntag.

Jedem Betrachter wird ein anderes Detail auffallen. Manchen sofort, weil ihm der Kronleuchter auf Anhieb gefällt.

Anderen vielleicht erst mit der Zeit, weil sie ihn erst auf sich wirken lassen müssen.

In seiner vielfältigen Symbolsprache möge auf jeden Fall immer mehr sein als nur eine Lichtquelle. Er nimmt nicht nur Formen der Geslauer Kirche auf, sondern will mit seinen Formen unserem Glauben Gestalt geben.

Er soll auch ein Sinnbild sein für den Glauben an den, der unser Leben hell macht, der uns erleuchtet mit Gnade und Barmherzigkeit und uns das Licht des Lebens schenkt:

Jesus Christus, der auferstandene Herr!