Einweihung des "Himmelsgartens" auf dem alten Jochsberger Friedhof

Neue Bestattungsarten an der alten St. Mauritius-Kirche

Am Ewigkeitssonntag, dem 24. November 2024, wurde in Jochsberg nicht nur der Verstorbenen gedacht, sondern im Anschluss an den Gottesdienst der „Himmelsgarten“ eingeweiht. Damit sind ab sofort auch pflegeentbundene, aber dennoch würdige und optisch ansprechende Urnengrabformen im denkmalgeschützten alten Friedhof rund um die 500 Jahre alte Jochsberger St. Mauritius-Kirche möglich. Die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde reagiert hiermit auf die veränderte Bestattungskultur und hat zeitgleich ein ansprechend gestaltetes Areal um ihre Kirche geschaffen.

Seit fast 500 Jahren prägt die St. Mauritius-Kirche mit ihrem markanten Turm die Silhouette Jochsbergs und ist Heimat einer kleinen, gut 200 Seelen zählenden evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Ebenso alt ist der Friedhof, der, wie früher allgemein üblich, in geweihter Erde rund um die Kirche herum angelegt wurde. Als der denkmalgeschützte Kirchhof in den 1980er Jahren zu klein wurde, entschloss sich die Kirchengemeinde als Friedhofsträger zu einem damals mutigen Schritt. Auf einem von der Stadt Leutershausen gepachteten Grundstück direkt nördlich des alten Bestattungsplatzes wurde ein neuer, großzügig bemessener Friedhof errichtet. Bereits damals bewiesen die Verantwortlichen Weitblick und investierten in eine professionelle Planung durch Landschafts- und Friedhofsarchitekten. Das Resultat war ein parkähnlich gestalteter neuer Friedhof, der bis heute hohe Aufenthaltsqualität bietet und der Kirchengemeinde auch als Ort für gottesdienstliche Feiern dient.

Der „alte“ Friedhof wurde hingegen kaum mehr genutzt, und nach dem allmählichen Auslaufen der letzten Erdgräber blieb eine weitgehend ungestaltete Rasenfläche zurück. Seit langem bestand daher im Ort der Wunsch, den alten Friedhof - mit einem landesweit einmaligen, denkmalgeschützten Renaissanceportal als Entrée – eine neue Gestaltung und eine neue Nutzung angedeihen zu lassen. Zudem entstand auch im ländlichen Raum verstärkt die Nachfrage nach Urnenbestattungen und pflegeleichten Grabformen – Veränderungen in der Bestattungskultur, die im Konzept für den „neuen Friedhof“ in den 1980er-Jahren noch nicht abzusehen waren. Die Friedhofskonzeption an die veränderten Realitäten anzupassen, war das Gebot der Stunde.

Diesen beiden Herausforderungen hat sich der Jochsberger Kirchenvorstand unter Leitung von Pfarrerin Eva Forssman in den zurückliegenden drei Jahren gestellt. Nach intensiver Beratung und Begleitung durch den renommierten Friedhofsplaner und Landschaftsarchitekten Prof. Gerd Aufmkolk (Nürnberg) entwickelten die Verantwortlichen das Konzept „Himmelsgarten“.

Damit wird einerseits das weitgehend brach liegende, aber von Kirchen- und Friedhofsbesuchern stark frequentierte Areal im direkten Umgriff der St. Mauritius-Kirche ansprechend und einladend gestaltet und künftig eine deutlich gesteigerte Aufenthaltsqualität bieten. Gleichzeitig wird dieses Areal nun als würdevoller Begräbnisplatz für Urnen genutzt, der sowohl pflegeentbundene als auch klassische Urnengrabformen bietet.

Gestalterisch führt der „Himmelsgarten“ einerseits die ansprechende parkähnliche Anlage des neuen Friedhofs in den alten Friedhof weiter. Andererseits werden bewusst neue landschaftsplanerische Akzente gesetzt. Das Areal ist im Stil eines freundlichen gestalteten Gartens angelegt, mit Hecken, Beeten, Bäumen, Rasenflächen und Ruhepunkten – eben ein wahrer „Himmelsgarten“.

Auf Nachhaltigkeit und Ökologie wurde im Konzept bestmöglich geachtet. Die Bepflanzung besteht aus hitzeresistenter Bepflanzung mit hoher Artenvielfalt, welche möglichst vielen Insekten Nahrung bietet. Auf ausreichend Abschattung im Sommerhalbjahr wurde ebenso geachtet wie auf minimale Bodenversiegelung sowie der Verwendung von Naturstein anstatt Beton. Dass die Bestattung ausschließlich in biologisch abbaubaren Urnen erlaubt ist, dürfte mittlerweile selbstverständlich sein. Um künftig besser gegen trockene Jahre gewappnet zu sein und unabhängiger vom teuren Fernwasser zu werden, wurde zudem im neuen Friedhofsteil eine 10,6 m³ fassende Regenwasserzisterne eingebaut.

Das Highlight des „Himmelsgartens“ sind jedoch die pflegeentbundenen, aber dennoch würdig, edel und ansprechend wirkenden Urnengrabformen. In einem mit Rosen und Lavendel bepflanzten „Duftbeet“ können Urnen ebenso beigesetzt werden wie unter kleinen Bäumen, deren Baumscheibe ebenfalls blühend mit Bodendeckern gestaltet ist. In beiden Fällen wird die Grabstelle mit einer Schieferplatte mit einheitlicher Namensplakette gekennzeichnet. Die besondere Schieferoberfläche erlaubt es Angehörigen zudem, beim Besuch des Grabes mit Kreide vergängliche Grüße an ihre dort bestatteten Liebsten anzubringen. Dieses gestalterische Konzept wurde individuell für den Jochsberger „Himmelsgarten“ entwickelt.

Eine eigene gärtnerische Gestaltung ist bei den pflegeentbundenen Urnengräbern im Beet und unter Bäumen nicht möglich und auch nicht nötig, da die Gemeinschaftsgrabanlagen bereits von Haus aus gärtnerisch hoch ansprechend gestaltet sind und von der Kirchengemeinde gepflegt werden.

Neben den pflegeentbundenen Urnengrabformen bietet der „Himmelsgarten“ selbstverständlich auch Platz für individuelle Urnengräber. Diese finden ihren Platz an der Südseite des Areals, unter der Krone der mächtigen, über 100 Jahre alten Luthereiche.

Wer die Erdbestattung bevorzugt, findet ab sofort auch im Jochsberger Friedhof eine Möglichkeit, das klassische Sarggrab pflegefrei zu gestalten: drei Jahre nach der Sargbestattung ist eine Umwandlung in ein „Rasengrab“ möglich, bei dem nur noch der Grabstein stehen bleibt.

Nach der Genehmigung durch Landeskirche und Denkmalschutz und der Ausarbeitung einer neuen Friedhofsordnung erfolgte die Realisierung des Projektes „Himmelsgarten“ im Sommerhalbjahr 2024. Die Aufträge konnten nach Ausschreibung komplett an Fachfirmen aus dem Landkreis Ansbach vergeben werden. Somit konnte nicht nur Wertschöpfung in der Region gehalten werden, sondern auch lokale, nachhaltige Wirtschaftskreisläufe gestärkt werden. Der Landschaftsbau sowie die Installation der Zisterne erfolgte in fachlich hervorragender und rascher Ausführung durch die Firma Hermann Binder aus Buch am Wald. Für die gärtnerischen Arbeiten zeichnet die Baumschule Engelhardt aus Weidelbach bei Dinkelsbühl verantwortlich, die zudem auch ihre wertvolle Expertise bei der Auswahl der passenden klimaresilienten Bepflanzung einbrachte.

Für den „Himmelsgarten“ investierte die Kirchengemeinde Jochsberg als Friedhofsträger inklusive Planungsleistungen ca. 25.000 €, die Stadt Leutershausen gewährte einen Zuschuss von 3.500 €. Weitere ca. 20.000 € wurden für die Regenwasserzisterne aufgebracht – Kosten, die die Kirchengemeinde ohne öffentliche Zuschüsse aus dem laufenden Friedhofsbetrieb, Rücklagen und zweckgebundenen Spenden tragen muss.

Die künftige Pflege des Himmelsgartens wird von der Kirchengemeinde als Friedhofsträger übernommen. Die Verantwortlichen wissen sich dabei der Unterstützung aus der Gemeinde sicher. Denn ohnehin zeigen die Jochsberger eine starke Verbundenheit mit ihrem Friedhof. Der alljährliche Baum- und Heckenschnitt findet seit Jahrzehnten ehrenamtlich in einer Gemeinschaftsaktion der Bevölkerung statt. Und die Bänke für den künftigen Himmelsgarten wurden von Konfirmierenden aus Jochsberg und Leutershausen – unter fachkundiger Anleitung des Urban Lab Nürnberg – selbst gebaut. Mit einem hohen Maß an generationenübergreifendem Engagement und einer innovativen und ansprechenden Weiterentwicklung haben die Jochsberger ihren Friedhof somit wieder gut für die Zukunft aufgestellt.

Neben Pfarrerin Eva Forssman, die die Weihehandlung vornahm, sprachen am Festakt Herr Markus Liebich, Bürgermeister der Stadt Leutershausen, Hermann Binder von der ausführenden Baufirma sowie Stefan Diezinger als Vertrauensmann der Kirchengemeinde und Vertreter der Dekanatssynode. Im Anschluss fand ein Empfang im Gemeindehaus statt.

Mehr Infos zum Himmelsgarten

Impressionen des frisch fertiggestellten Himmelsgartens