Bombenkrieg und Blütensieg

Die Kraft der Kirchenlieder

Michael Weiße (1488–1534), Philipp Nicolai (1556–1608), Michael Franck (1609–1667) – drei von vielen Liedermachern unseres Kirchengesangbuches. Ihr von der Reformation geprägtes Werk und ihr Leben stellte Pfr. Dr. Rainer Schulz dem Seniorenkreis vor. Weiße starb an Trichinenvergiftung nach Genuß von Wolfsfleisch, Nicolai erlebte die volle Wucht der Pest in Unna und Hamburg, heiratete mit 50 und starb mit 52 Jahren, Franck verlor früh den Vater, musste daher das Gymnasium aus Geldnot verlassen, wurde Bäcker – und auch er schrieb Lieder; er starb mit 58 Jahren. Dramatische Biographien – und Lieder, die über Jahrhunderte hinweg zu den Choralhits der evangelischen Kirche gehörten und gehören: »Gelobt sei Gott im höchsten Thron« (Weiße, EG 103), »Wie schön leuchtet der Morgenstern« (Nicolai, EG 70), und »Ach, wie flüchtig, ach wie nichtig« (Franck, EG 528).
Aus jüngerer Zeit kam Markus Jenny in den Blick (1924–2001, »Hilf, Herr meines Lebens«, EG 419), und dann besonders Schalom-Ben-Chorin, (1913–1999, »Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt«), der Münchener Buchhändler und Gelehrte jüdischen Glaubens. Er musste 1935 nach Jerusalem fliehen. Dort erklärte er 1942 in seinem Lied den Blütensieg über den Waffenkrieg, lenkte den Blick von der tödlichen Bombe zur zarten Blüte und sah den Mandelzweig als Fingerzeig dafür, »wie das Leben siegt«.