Page 6 - GA 123 Dezember 2019 - Februar 2020
P. 6

6
Dekanat
Pfarrer Dr. Rainer Oechslen Zurück am Ort meiner Kindheit
 Nachdem ich in der kommenden Zeit immer wieder Gottesdienste in den Gemeinden Buch am Wald, Gastenfelden und Hagenau und auch in Leutershausen und Jochsberg halten werde, dachte ich, es sei vielleicht gut, wenn ich mich hier im Gemeindebrief vorstelle.
Mein Name ist Rainer Oechslen. Im Jahr 1955 bin ich in Leutershausen geboren und dort aufgewachsen als ältestes von drei Kindern. Die Jüngste von uns, Andrea, ist ebenfalls Pfarrerin geworden. Nach dem Abitur am Platen-Gymnasium in Ansbach habe ich Theologie studiert in Neuendettelsau, Heidelberg, Zürich und Tübingen. Das erste Examen machte ich 1980 und wurde darauf Vikar in Regensburg. Nach dem zweiten Examen führte mein Weg noch einmal an die Universität, diesmal nach Erlangen. Der für die Ausbildung zuständige Oberkirchenrat wünschte, dass ich den Doktor im Fach Neues Testament machen sollte. Eigentlich hatte ich andere Pläne. Aber wie es damals noch war: Ich habe gehorcht.
Während meiner Assistentenzeit in Erlangen half ich regelmäßig in der Gemeinde eines Freundes aus: Egloffstein in der Fränkischen Schweiz. 1986 wurde ich dann Pfarrer an der Dreieinigkeitskirche in Schweinfurt, im Nebenamt war ich Studentenpfarrer an der Fachhochschule und nach einiger Zeit auch Gehörlosenseelsorger für den nördlichen Teil von Unterfranken. Es war eine gute, ausgefüllte Zeit, auch privat: Zwei Kinder wurden uns dort geboren.
1999 wurde ich zum Dekan in Nürnberg-West und zum Pfarrer in Nürnberg-Eibach gewählt. Ich habe die Stadt Nürnberg immer geliebt, und doch war diese Zeit nicht leicht. Am Ende konnte ich das Wort „Sitzung“ nicht mehr hören. Meine erste Ehe wurde dort geschieden. Ich lebte danach allein in einem riesigen Pfarrhaus.
Wider mein Erwarten erhielt ich dann im Jahr 2007 die Berufung auf eine andere Stelle: „Beauftragter für interreligösen Dialog und Islamfragen“. Ich war überrascht, denn ich konnte damals weder Arabisch noch Türkisch und auch mit dem Englischen war es nicht weit her. Auch hatte ich als Abgeordneter Unterfrankens in der Landessynode der Kirchenleitung immer wieder heftig widersprochen. Ich habe mich in dieses Amt dann aber mit Lust und Liebe eingearbeitet. Besuche in Moscheen, Vorträge und Diskussionen führten mich in alle Teile Bayerns und dann auch ins Ausland, nach Ägypten, Oman, Iran, in den letzten Jahren vor allem in die Türkei und nach Bosnien. Während dieser Zeit lebte ich in Bichl, einem kleinen Dorf im Landkreis Bad Tölz. Als meine zweite Frau 2014 mit 53 Jahren gestorben war, begann ich, Türkisch zu lernen. Englisch verstehe und spreche ich inzwischen wohl oder übel. Es zog mich als Witwer auch wieder mehr nach Leutershausen. Im Februar 2018 bin ich in das vom Vater geerbte Haus in der Nähe der Schule umgezogen. Ich bin so viel unterwegs, dass es meinen Vorgesetzten egal ist, wo ich wohne.
Manche denken, ich sei im Ruhestand. Das ist aber nicht so. So Gott will, werde ich noch einige Zeit „Islambeauftragter“ bleiben und „nebenher“ so gut ich kann in den Gemeinden des Dekanats Leutershausen mithelfen. Ich habe meine Ordination immer so verstanden, dass der Dienst der Verkündigung solange wir die Kraft dazu haben „unsere Pflicht und unsere Freude“ ist.
Rainer Oechslen (rainer.oechslen@elkb.de)

























































































   4   5   6   7   8