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Leutershausen
Jeden Morgen freue ich mich, wenn ich aufwache und feststelle, dass ich im Bett liege und lebe. Erst letzte Woche saß ich morgens in der S-Bahn und war froh, dass ich zur Arbeit fahren und arbeiten kann.
Besonders nach dem Herzproblem, das ich im letzten September hatte. In meiner Erinnerung fehlen mir die Woche davor und drei bis vier Tage danach. Da weiß ich nur, was andere mir erzählen: Es war ein ganz norma- ler Tag. Ich hab mit den Kollegen zu Mittag gegessen. Abends war ich walken und danach noch im Garten.
Der nächste Morgen, an den ich mich erinnern kann, ist dann der Tag, an dem ich in der Intensiv-Station auf- gewacht bin. Die Reanimationszeit war ja relativ lange. Sie hat eine halbe Stunde gedauert. In den Protokollen konnte ich nachlesen, dass es drei starke Stromstöße brauchte. Erst dann war das Herzkammerflimmern been- det und mein Herz schlug wieder normal.
Im Krankenhaus hat man mich einen Tag lang ins künst- liche Koma gelegt. In der Aufwachphase wusste keiner, wie ich aus dieser Krise wieder herauskomme; ob ich mich normal bewegen kann und ob ich mich an alles erinnern kann. Da war im Prinzip alles offen. Zunächst einmal hatten die Mediziner keine großen Hoffnungen. Es lief das medizinische Programm an.
Als ich aufwachte, wurde ich schon nicht mehr beatmet. Von Tag zu Tag ging es mir besser. Erst konnte ich wieder aufstehen, danach kleine Dinge selber erledigen. Nach einer Woche konnte ich auf die normale Station verlegt werden. Im Rückblick betrachtet, war ich relativ schnell wieder aus der intensiv-medizinischen Betreuung raus.
Nach neun Wochen konnte ich meine Arbeit wieder aufnehmen. Meinen Alltag gestalte ich wieder wie zuvor. Ich kann jetzt wieder alles machen. Es geht mir so gut, dass es mir vorkommt, als läge das schwere Ereignis von letztem Herbst schon viel länger zurück.
Aber das behalte ich mir im Bewusstsein: es ist ein Ge- schenk zu leben. Das will ich nicht vergessen und gerade deshalb bewusst mit Blick in die Zukunft leben.
Es ist mir viel wert, dass ich wieder ganz normal und ohne körperliche oder geistige Einschränkungen leben
kann. Ich weiß, anderen geht es nach ähnlichen Vorfäl- len nicht so gut. Es hätte auch ganz anders ausgehen können.
Das erste Wunder ist für mich, dass meine Frau nicht eingeschlafen ist und noch einmal nach mir geschaut hat. So konnte sie die Rettung einleiten. Und das nächste Wunder war, dass dann die richtigen Personen zur rech- ten Zeit gekommen sind.
Mir ist bewusst: viele haben damals für mich gebetet. Ich bin überzeugt, dass das etwas bewirkt. Gerade deshalb möchte ich jeden Tag zu Gottes Ehre und mit Freude leben.
Ich weiß mich in Gottes Hand. Das hilft mir, nicht be- ständig in Angst zu leben. Manch anderen geht es so. Sie fragen mich: „Hast du denn keine Angst, dass so etwas wieder passieren kann?“ Aber - ich hatte vorher keine Angst und kann auch jetzt ohne Angst einschlafen.
Ich kann durch meinen Glauben mit Gelassenheit und einem inneren Frieden leben. Ich danke Gott, dass ich weiter leben darf, und falls doch heute Nacht das Ende da ist, dann ist es so, aber dann weiß ich, wo ich hingehe.
Ich wache wieder auf. Welcher Morgen es auch immer ist. Ein neuer Morgen in dieser Welt. Oder ein neuer Morgen in Gottes Gegenwart.
Reiner Hühn
Ein neuer Morgen im Leben
Auch wir sind dankbar, dass es Reiner Hühn wieder gut geht und auch, dass er nun wieder in unserer Kirchengemeinde mitarbeiten kann.
Mit seiner Frau leitet er auch in diesem Jahr den Alpha-Kurs. Das fordert großen Einsatz. Die Teilneh- menden sollen einen guten Gastgeber erleben, der ihnen gelassen ermöglicht, zu Fragen des Glaubens eigene Antworten zu finden.















































































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