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Da sitzen sie in friedlich-fröhlicher Runde und feiern. Man hat in einem „großen Saal“ Platz genommen, der recht gemütlich „mit Polstern versehen ist“, wie der Evangelist Lukas festhält (Lk 22,12). Jesus, hat in der Mitte dieser Gesellschaft von Weggefährten, Schülern und Anhängern Platz genommen. Er teilt aus: Brot und Wein - „süßes Brot“ (Lk 22,7). Klingt appetitlich, und alles scheint wunderbar soweit, wäre da nicht...
Plötzlich nämlich kippt die Stimmung. Mitten in die feiernde Runde hinein sagt Jesus: „Die Hand meines Verräters ist mit mir über Tische.“ (Lk 22, 21). „Und sie fingen an, zu fragen unter sich selbst, welcher es doch wäre unter ihnen, der das tun würde.“
Jesus nennt keinen Namen. Nur so viel lässt er seine Gäs- te wissen: „Weh dem, durch welchen der Menschensohn verraten wird!“
Das klingt bedrohlich. Die Feierlaune ist dahin. Und es wird dem einen oder anderen einen Schauer über den Rücken gejagt haben, als Jesus die vieldeutigen Worte spricht: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird ... und das der Kelch, der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.“
Was dann geschah, ist bekannt. Der Verräter tut sein Werk, die Soldaten verhaften Jesus, er wird verurteilt, gedemütigt, geschlagen, bespuckt, gekreuzigt.
Aber jenen letzten Abend, als sie zusammensaßen und aßen und tranken, den hat keiner der Gäste mehr ver- gessen - bis heute nicht. Immer wieder finden sich Men- schen zusammen und essen und trinken, im Gedächtnis und im Herzen die bewegenden Ereignisse von damals: dieses Brot, SEIN Leib, dieser Kelch, SEIN Blut - für dich, für mich, für alle gegeben und vergossen.
Das ging und geht unter die Haut. Einer gibt sein Leben für dich und mich und alle.
Das Abendessen von damals ist zur ständigen Feier aller Christen geworden. Jene denkwürdige Feier geht weiter, wie auch das Leben weitergeht, für das Jesus in den Tod gegangen ist. Es geht weiter als wir begreifen können, überschreitet die Grenze von Sterben und Tod und lässt sich nicht und niemals auslöschen, in alle Ewigkeit nicht. Eine große Botschaft. Ganz einfach kam sie zunächst daher: Da saßen sie in friedlich-fröhlicher Runde und feierten. Es gab zu essen und zu trinken. Für jeden war Platz. Selbst für den Verräter, den Sünder, den Missetä- ter, wie wir betroffen lesen.
Auch das geschnitzte Abendmahlsbild in unserer Kirche St. Peter zeigt den Kreis der Jünger mitsamt dem Verrä- ter. Man hätte ihn, der sich alsbald das Leben nahm, nun ja auch einfach weglassen können, ihn streichen aus dem Gedächtnis, ihn ausmerzen, um nur die offenbar Guten im Kreis zu zeigen. Doch die Bibel zeigt uns die Welt so wie sie ist. Nirgendwo gibt es nur die Guten. Paulus und später laut und deutlich noch einmal Martin Luther ha- ben es ohne Umschweife auf den Punkt gebracht, wie es um uns steht: „Wir sind Sünder allzumal.“ (Römer 3, 23). Das gibt uns zu denken. Aber auch zu danken. Denn die Güte Gottes, seine Gnade und Vergebungsbereitschaft sind unermesslich. Darauf darf man ruhig immer wie- der einmal das Glas heben und ein Loblied singen. Das Feiern, das gemeinsame Essen und Trinken gehören zum christlichen Leben ebenso wie das Gebet, die sakramen- tale Feier, der Gottesdienst.
Also: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“ (Philipper 4,4).
Herzliche Grüße
Ihr / Euer Pfarrer Rainer Schulz
Leutershausen
Dieses Brot, SEIN Leib, dieser Kelch, SEIN Blut - für dich, für mich, für alle gegeben und vergossen




















































































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