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 Meine Kindheit im Anfang war wunderbar, bis.....
Ilse Unger geb. Jochsberger ist 1923 als ältestes Kind von Ignaz und Paula Jochsberger in Leuters- hausen geboren. Zur Familie gehört noch der drei Jahre jüngere Bruder Otto. Gemeinsam mit ihrem Onkel Nathan und dessen Frau Sofie und der Cousi- ne Hilde (später Zipora) lebten die beiden Familien in dem Eckhaus Untere Vorstadt/Maystraße. Bei-
de Brüder waren Viehhändler und hatten an dem Anwesen auch Wirtschaftsgebäude. Mittlerweile ist das Wohnhaus abgerissen.
Frau Unger haben wir über ihre Kindheit befragt, sie erzählt: „Meine Kindheit im Anfang war wunderbar so wie in Leutershausen alle Kinder. Bis eben der Nationalsozialismus kam.... der hat in Leutershau- sen vor 1933 angefangen. In der 1. und 2. Klasse war es noch gut. Da hab ich Freundinnen gehabt bis in die 3. und 4. Klasse. 1930 bin ich glaube ich in die Schule gekommen. Die waren schon Nazis, aber die Kinder waren in den ersten Jahren noch normal. Und dann hat’s angefangen. Die Jungen haben mich geschlagen, kein Mensch hat mit
mir geredet. Und das war schlimm. Ich bin immer schnell nach Hause gelaufen. Die Mädchen waren eine Zeitlang ruhig und dann hat’s auch mit den Mädchen angefangen.“
Dann noch aus der Schule ein Erlebnis: „Der Lehrer hat mich nie aufgerufen, obwohl ich den Finger gehoben habe. Ich war ganz alleine in einer Bank gesessen. Eine Zeitlang war Hugo Jochsberger noch in meiner Klasse und ein Junge der Familie Ans- bacher. Mein Bruder war drei Jahre jünger. So war ich dann die einzige Jüdin. An den Namen von dem Lehrer kann ich mich nicht mehr erinnern.“
Dann erzählt Frau Unger von der Fastnacht: „... das war auch schlimm. Da gibt es doch diese Sau ... von den Schweinen, ja, dieser Ballon [„Saublosn“] und da haben sie.... das tut weh. Damit haben sie zu- geschlagen, furchtbar, auf der Straße. Das vergesse ich nie. .... Ich hab Angst gehabt.“
Zur Pogromnacht in Leutershausen, die vom 16. auf den 17. Oktober 1938 war, kann Frau Unger nichts persönlich berichten. Ihr Vater hat sie schon vorher
nach Nürnberg gebracht. Selbst hat sie jedoch in Leutershausen erlebt, dass sie eines Nachts in ihrem Bett aufgewacht ist und ihre Bettdecke übersät war mit Glassplittern vom zerschlagenen Fenster. Die jüdischen Häuser wurden so geschändet, auch z.B. die Fensterläden weg gemacht und irgendwo anders abgelegt.
Ihr Vater und ihr Onkel waren bei der Progromnacht in Leutershausen: „... die haben sich ganz oben im Dach versteckt. Und als dann die Terroristen - so nenn ich sie - gegangen waren, sind sie runterge- gangen und haben das Haus schon früh um 5 Uhr verkauft an Fischer, den Viehhändler. Von Nürnberg kam ein Sekretär von der dortigen Synagoge, um mit zwei Lieferwagen die Möbel der Familien Jochs- berger nach Nürnberg zu bringen.“
Frau Unger war schon in Nürnberg und berichtet
„Ich war Augenzeugin der Reichspogromnacht am 9. November 1938 in Nürnberg, wo ich mit anderen jüdischen Mädchen in einem Internat oberhalb der Synagoge wohnte. Ein Photograph des ‚Stürmer‘ wollte uns Mädchen vor der brennenden Synagoge fotografieren. Mich aber schickte er weg, weil ich mit meinen blonden Haaren und langen Zöpfe zu deutsch aussah.“ Dann fährt sie fort: „Das verges- se ich nie. Da war noch eine Freundin von mir, die hatte niemand in Nürnberg gehabt, die habe ich auch mitgenommen. Als wir da so auf die Straße gegangen sind, wo wir waren, das war nicht weit weg vom Hotel Deutscher Hof. Aber wir sind nicht durch die Hauptstraße gegangen und da haben wir gesehen, wie SS und SA Leute hineingegangen

 Die einzige noch lebende Leutershäuser Jüdin Ilse Unger geb. Jochsberger wohnt in Israel. Dies ist ein Vermächtnis von Frau Unger und ihren Kindern. Wir sollen Sorge dafür tragen, dass ein „Gedenken auf Augenhöhe“ in Leu- tershausen möglich gemacht wird.
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Leutershausen



















































































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