Page 5 - GA 117 Juni-September 2018
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    Und dann erleben wir eine lebendi- ge Gemeinde, einen Chor, der zum ersten Advent „Es ist ein Ros ent- sprungen“ einübt, damit die Predigt von Tina auch noch in den Liedern nachwirkt.
Ich freue mich, dass ich den Kin- dergottesdienst besuchen kann. Die Kinder bestaunen den Adventskalen- der aus Deutschland.
Nach dem Gottesdienst, der über
drei Stunden gedauert hat, werden Naturalien versteigert. Die Pfarrerin hatte vor zwei Wochen eine Ziege als Spende bekommen. Bis zum 1. Ad- vent hat sie die Ziege gefüttert und heute wird sie an den Meistbietenden Dekanat Leutershausen
versteigert. Mit dem Geld soll der Kirchenbau in einer Dorfgemeinde unterstützt werden.
Wir werden zum Kirchenkaffee unter einem Baum eingeladen. Anstelle von Kaffee trinken wir nahrhaften Brei (uji) und essen Fettgebackenes (Maandazi). Danach singt der Chor für uns am Strand. Wir bekommen
pole pole - langsam langsam
Gastgeschenke. Werner und Heinz bekommen einen Massaistoff und Tina und ich einen Kangastoff. Das
ist ein Stoff mit einem Spruchband aufgedruckt. Darauf steht das Wort „Undugu“. Ein Wort das mehr be- deutet als „Urafiki - Freundschaft“. Nämlich eine Mischung zwischen Verbundenheit, Verantwortung, Freundschaft und Verwandtschaft. Undugu ist unser Schatz - so heißt es auf der Kanga.
Die Herzlichkeit dieser Menschen und ihr starker Glaube, den sie mit Über- zeugung leben und in ihren Liedern singen, berührt uns sehr und das
ist es auch, was wir mit nach Hause nehmen.
Der Dekan und seine Frau laden uns zu einem Abschiedsessen ein. Anstatt Ugali - einen Brei aus Maismehl und Wasser - das Grundnahrungsmittel der Tansanier - den man mit der Hand isst, gibt es Reis für uns. Als Gastgeschenk bekommt das Ehepaar einen fränkischen Schneeballen.
Nachdem wir auch den Bischofssitz in Mtwara und eine kleine Dorfge-
Undugu - Ein Wort das mehr bedeutet als Urafiki - Freundschaft
meinde besucht haben, können wir uns mehr von Tinas Wirken in der gesamten Südostdiözese, die in etwa so groß wie Bayern ist, vorstellen: Christliche Bildungsarbeit für Frau- en, Jugendliche und Kindergottes- dienstlehrer in oftmals Tagesreisen entfernten 12 Gemeinden. Obwohl Tina fließend Kisuaheli spricht, muss in manchen Dorfgemeinden in die Stammessprache übersetzt werden. Wir verstehen jeden Tag ein biss- chen mehr, warum das Arbeiten hier anstrengend ist, dass man vieles nicht planen kann, sondern „So wie es ist“ annehmen muss und man oft „pole pole“ - „langsam langsam“ sagt, weil es eh nicht schneller geht.
Tina schreibt in ihrem letzten Rund- brief:
„Es bleibt für mich eine tägliche Übung mich darauf einzulassen
und mich empfänglich zu machen, für das was mir hier jeden Tag oft unerwartet begegnet. Ich hatte die große Freude, Gäste aus der Heimat zu empfangen. Auch hier erlebten
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