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 Allerlei Tauben
Tauftaube
Eine berühmte Taube ist die Tauftaube. Nennen wir
sie einfach einmal so. Auch wenn es sie eigentlich gar nicht gibt. Denn wie war das nochmal, damals, als Jesus getauft wurde? Im Matthäusevangelium heißt es dazu: „Als Jesus aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam.“ Entscheidend ist hier das Wörtlein „wie“: „Wie eine Taube“. Da flog vermutlich gar keine Taube herum. Es war ja nur ein Vergleich. Aber der Vergleich prägte sich fest ein, für alle Zeiten: Heiliger Geist und Taube, das gehörte hinfort zusammen. Und so kommt es, dass im Kanzeldeckel der St.-Peter-Kirche in Leutershausen eine Taube zu sehen ist. Die Tauftaube eben. Und nicht nur
in unserer Kirche, sondern weltweit in zahlosen Gottes- häusern. Sogar im Petersdom in Rom. Ein Symbol für
den Heiligen Geist. Nennen wir sie also lieber mal Heilig- Geist-Taube.
Friedenstaube
Oder handelt es sich da über der Leutershäuser Kanzel nicht eher um eine Friedenstaube? Die ist ja mindestens ebenso berühmt wie die Tauftaube. Obwohl es schon ein wenig seltsam ist, Taube und Frieden zusammen- zubringen. Denn Tauben sind untereinander ziemlich angriffslustige, aggressive Tiere (ausgenommen sind hier natürlich die obernetten, immer freundlichen Brief- und Haustauben!). Aber gut, jedenfalls war es genau eine Taube, die sich damals, zu Zeiten der großen Sintflut, einen kleinen Ausflug gestattete, von dem sie dann ein aufregendes Souvenir im Schnabel mitbrachte: einen frischen Ölzweig! Den Reisenden in der Arche Noah
war damit klar: Das Hochwasser hatte zu sinken begon- nen – Land in Sicht! Gottes Zorn über die störrischen Menschen war offensichtlich verraucht, der Friede sollte zurückkehren. Seitdem gilt die Taube auch als eine Botin des Friedens.
Picasso-Taube
Dieses Tierlein übte auf den Maler Pabo Picasso eine große Faszination aus. Genial, wie er war, zeichnete er für den Weltfriedenskongress 1949 in Paris flugs und mit nur wenigen dünnen Linien seine Friedenstaube; so gut gelang ihm diese Taube, dass sie bald weltberühmt wurde: Die Picassotaube. Ihr verdankt wiederum der Maler, dass er nun noch ein Stück berühmter wurde als er eh schon war.
Demo-Taube
In den 1980er Jahren wurde die Demotaube geboren: Die weiße Taube auf blauem Grund war das Erken- nungstier bzw „Logo“ der Friedensbewegungen in jenen Jahren und sozusagen ein hochengagierter Nachkömm- ling der Picassotaube. Entworfen hat sie aber 1974 der finnische Grafiker Mika Launis. Sie war auf unendlich vielen Demonstrationen mit dabei, auf wehenden Fah- nen gegen Krieg und Aufrüstung.
Stadttaube
Weniger beliebt sind die Stadttauben. Manche bezeich- nen sie als die „Ratten der Lüfte“. Sie vermehren sich rasch und hinterlassen gerne mehr oder weniger weiße „Grüße von oben“. Diese Tauben sollten sich vielleicht ein wenig zusammenreißen. Sonst müssen wir sie leider vergrämen.
Opfertaube
In biblischer Zeit gab es außerdem noch die Opfertaube. So mancher hätte Gott ja lieber etwas größeres zum Brandopfer gegeben; aber Geflügelbrandopfer zum Beispiel und erst recht Schafopfer konnte sich nicht jeder leisten. Also mussten die Turtel- und Felsentäub- chen herhalten. So könnten wir die Opfertauben auch als Armentauben bezeichnen. Arm dran waren sie selbst in jedem Fall.
Leutershausen
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Rainer Schulz















































































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